Totalschaden

Hörst du auf zu Bluten – 200 Km zum Totalschaden

Ein schöner Frühlingstag war es heute, wir saßen draußen und haben ein wenig gequatscht. Der Vormittag war sehr ruhig, einen Krankentransport und eine alte Dame, die sich vermutlich den Oberschenkelhals gebrochen hatte, mehr hatten wir nicht zu tun. So konnte unsere Praktikantin, die als Dritte mit auf dem Auto saß, auch gleich mal die verschiedenen Utensilien in Aktion sehen. Wir waren insgesamt also 3 Frauen auf dem Auto, was echt selten vorkommt, umso mehr haben wir es genossen, den Männern mal zu zeigen wo der Hase lang läuft.

Nach einem leckeren Mittagessen gingen unsere Melder und wir wurden zu einem Zweiradunfall alarmiert. Unsere Praktikantin war schon ganz aufgeregt und hatte, glaube ich, ein wenig Muffensausen, denn schließlich kann einem dort alles erwarten, besonders wenn es Motorradfahrer sind, die meinen sie müssten mit Bäumen schmusen.

Also ab ins Auto, Blaulicht und Martinshorn an und die Unfallstelle an der Ortsausfahrt suchen. Ein Glück mussten wir nicht lange suchen. Was mich dort erwartete, ließ mich aber erstmal kurz erstarren. Ich sah ein Motorrad, oder das was davon noch übrig war, in der Leitplanke hängen. Das Vorderrad samt Lenker lagen fünf Meter weiter weg und irgendwie war es immer noch nicht so ganz vollständig.
Was um Himmels willen ist hier passiert, müssen wir gleich Stückchen einsammeln? Auf der Straße standen noch mehrere heile Motorräder und ein weiteres lag am Boden, allerdings so 50 Meter entfernt weiter vorne. Ein kaputtes Auto stand links auf der Straße, ich habe alles nach liegenden Personen abgesucht – doch nichts.

Bei den stehenden Motorradfahrern angekommen, habe ich erstmal gefragt wo denn jemand verletzt ist und wem diese kaputte Maschine in der Leitplanke gehört. Daraufhin meldete sich ein sichtlich komplett Unverletzter bei mir. Es kam mir schon ein bisschen suspekt vor und ich habe nochmals nachgefragt ob ihm wirklich die Maschine gehört, er bejahte nochmals – spinne ich jetzt oder wie? Na gut, erstmal weiter schauen. Meine Kollegin sollte sich um diesen Mann kümmern und versorgen. Der Praktikantin habe ich den Autofahrer zugewiesen, dem es ebenfalls gut ging, außer einer kleinen Verbrennung am Arm vom Airbag.
Nochmal gefühlte 50 Meter weiter gab es doch noch einen verletzten Mann. Er hinkte mit seinem Fuß zur Leitplanke und winkte mir zu. Ich hin und geschaut was Sache ist. Er hat die andere liegende Maschine gefahren und hat sich wohl den linken Fuß gebrochen, aber wie zum Teufel, ich konnte mir immer noch keinen Reim machen.

Schließlich, nach ein bisschen Ausfragen und mir die Sachen selbst zusammen denken, kam das heraus:
Die Motorrad Gruppe war in Richtung aus dem Ort heraus unterwegs, dort wo das Motorrad in der Leitplanke hing, durfte man 60 fahren und nur ein paar Meter weiter schon 100 Km/h. Auf der anderen Seite fuhr ein LKW, der hinter sich schon eine etwas längere Schlange hatte. Der Verletzte Autofahrer hat diesen überholen wollen, dabei aber die beschleunigenden Motorradfahrer nicht gesehen. So passierte es, dass erste Motorrad fuhr frontal in das Auto rein, der Motorradfahrer machte einen Looping über das Auto und landete unverletzt auf der andere Seite. Durch den Aufprall hat es das Motorrad komplett zerrissen, der Tank flog weg und dem Zweiten an seinen Fuß, den er sich daraufhin gebrochen hat. Der Rest der Gruppe konnte dem nun in die andere Richtung rutschenden Motorrad entweichen.
Ich war echt heilfroh, dass sonst nichts weiter passiert ist. Nach ca. fünf Minuten kamen weitere Einsatzkräfte und schnell waren wir alle im Krankenhaus. Nach den Untersuchungen im Krankenhaus, stellte sich heraus, dass sich einer den Fuß zertrümmert hat, der Autofahrer leichte Verbrennungen hatte und der andere Motorradfahrer rein gar nichts hatte. Dadurch das die Motorradfahrer alle eine Lederkombi trugen gab es auch keine Schürfwunden etc..

Dieser Unfall zeigt, wie viel Glück man im Leben haben kann und das eine vernünftige Bekleidung für Motorradfahrer sehr wichtig ist. Der unverletzte Motorradfahrer kam im Krankenhaus noch auf mich zu und meinte nur so zu mir: Das Motorrad hatte noch nicht mal 200 Km auf dem Tacho!