Hörst du auf zu Bluten – Die gerettete Retterin
Da lag ich, mein Oberschenkel pocht vor Schmerzen und ich realisiere so langsam, dass es mich gerde aus der Kurve gehauen hat. Mein Motorrad klemmte in der Leitplanke fest, ich lag mit den Füßen richtung Straße im Grünen. Meine letzter Gedanke beim Ausrutschen mit der Maschine waren nur, Hauptsache das Ding ist weg von mir.
Ich musste mich erstmal kurz sammeln und realisieren, dass das leider gerade kein Traum ist, sondern bitterer Ernst. Es schoss mir danach nur ein Gedanke durch den Kopf, meinen Freund anrufen, der nur ein paar Kilometer von mir weg war. In der Aufregung habe ich mein Handy kaum gefunden und wollte tatsächlich noch mit Helm auf der Birne telefonieren. Bis ich allerdings die Nummer gefunden habe vergingen gefühlte Tage, so durcheinander war ich. Kaum hatte ich ihn erreicht, kamen aus dem Gebüsch hinter mir schon Leute auf mich zu. Lauter Autos hielten an und fragten ob sie helfen können.
Voll ungewöhnlich, dass doch so viele Menschen ihre Hilfe anbieten wollen. Mir ist in dieser Situation aber nicht bewusst gewesen, dass meine Maschine, wie sie so in der Leitplanke hing, ganz schön heftig aussah.
Der Erste der kam, war leider Gottes ein übermotivierter Feuerwehrmann, der meinte, er müsse mich hinlegen und ich dürfe mich auf keinen Fall bewegen – verdammt, es tut mir doch nur mein Oberschenkel weh, durch was auch immer. Das Schlimmste war, er war der festen Überzeugung, meine Hand halten zu müssen. Ich habe ihm mehrere Male versucht deutlich zu machen, dass ich doch einen Freund habe, der auch jede Minute hier aufkreuzten wird. Anscheinend wollte er das einfach nicht hören, denn nur wenig später kam er auf uns zu. Die Reaktion von dem Typen war Filmreif, in Bruchteilen einer Sekunde ließ er meine Hand, mit einem unnachstellbaren Gesichtsausdruck, los und ich war froh das ich den Typen endlich los bin. Allerdings weit gefehlt, er blieb sitzen und schon kam der Rettungsdienst, den leider Gottes Irgendeiner gerufen hatte.
Ich habe mich in der verstrichenen Zeit so langsam gesammelt und wusste wieder wo Kopf, Hände, Beine und Co sind. Mir ist auch bewusst geworden, dass in der Kurve anscheinend Schotter oder so gelegen haben musste, auf dem ich mit dem Hinterrad weggerutscht war. Ich bin dann wohl kopfüber zwischen zwei Pfosten der Leitplanke, durch ein Loch von ca. 1 x 0,5m durchgerutscht.
Die Kollegen aus einem anderen Rettungsdienstkreis kamen hektisch auf mich zu, jetzt realisierte auch ich so langsam, dass mein Motorrad doch heftig im Gegensatz zu mir aussehen musste.
Bei mir angekommen, beruhigte sich der Rettungsassistent wieder und wollte anfangen den üblichen Kram zu fragen. Ich unterbrach ihn, meinte ich bin ebenfalls Rettungsassistentin, nur mein Bein tue weh! Er hat nur kurz gelacht, hat mir einen Stifneck (so ne Halskrause aus Kunststoff) angelegt und wackelte ab, um meine „Rettung“ vorzubereiten.
Ich blieb also brav weiter neben dem Feuerwehrmann liegen, der leider immer noch da war, und schon stand die Polizei vor mir, die erste Frage war natürlich zum Rettungsassistenten, der sich gerade Richtung Rettungswagen(RTW) machte: „Brauchen wir ein NEF (da sitzt der Notarzt immer drin)?“, wie aus der Pistole geschossen kam ein „Nein“ über meine Lippen und der Polizist schaute mich ganz verdutzt an – hehehehe. Ich habe ihn dann natürlich aufgeklärt.
Das Rettungsdienstteam brauchte eine gefühlte Ewigkeit, anscheinend hatte der Rettungsassistent einen Neuen mit auf dem Auto, dem noch alles gezeigt werden musste. Irgendwann waren wir dann endlich im RTW angekommen, die Fahrt war ganz in Ordnung, der Rettungsassistent und ich haben zusammen das Protokoll ausgefüllt und so haben wir noch über ein bisschen Rettungsdienstkram geplauscht. Im Krankenhaus musste ich noch lange auf den Doc warten. Als der dann da war, ist mir beim Aufstehen natürlich noch der Kreislauf versackt und ich bekam einen ganzen Liter Flüssigkeit eingeflößt, bis ich dann endlich humpelnd das Krankenhaus verlassen durfte.
Nach ein paar Tagen Pflege von meinem Freund, habe ich mich getraut mein Motorrad anzuschauen, ich wurde schon darauf vorbereitet wie schlimm es aussieht, aber seht selbst.
Zum Glück bin ich auf die linke Seite gefallen und nicht auf die andere, so hat der Auspuff nichts abbekommen. Der Tank hat eine Delle durch die Wasserflasche in dem Tankrucksack bekommen. Das komplette Hinterteil hat es zerrissen, außer den Sitzkissen, die haben es aus irgend einem Grund überlebt. Meine Motorradhose musste ich erneuern, die Jacke hat nur wenig abbekommen und der Helm, außer ein bisschen Gras, auch nichts.
Hauptsache ist, außer einer kleinen verbliebenen Delle im Oberschenkel und zwei Wochen nicht richtig laufen können, habe ich nichts davongetragen.
Hi Danny,
der Unfall ist ja schon ein bisschen her, allerdings bin ich das Jahr danach kaum gefahren weil ich mich nicht in Kurven getraut habe. Jetzt ist wieder alles okay 😀
Mein Gott kannst du froh sein, das dir nichts weiter passiert ist. Das Motorrad sieht ja böse aus und aus deinen Schilderungen hätte man auch echt schlimmeres erwarten können.
Ja, ich hatte glaube mehr als nur Glück.